Sepsis-Diagnostik mit SIK-Innovationspreis ausgezeichnet

Fraunhofer IGB Presseinformation /

Für ihren innovativen Ansatz zur Erregerdiagnostik bei Sepsis erhielt das Fraunhofer-Institut für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik IGB zusammen mit dem Universitätsklinikum Heidelberg am 8. Februar den Innovationspreis 2019 des Stuttgarter Intensivkongresses (SIK). Mit der Auszeichnung werden besondere Leistungen im Bereich der Intensivmedizin und -pflege gewürdigt. IGB-Wissenschaftler Dr. Kai Sohn und sein Team hatten sich zusammen mit Prof. Thorsten Brenner von der Klinik für Anästhesiologie des Universitätsklinikums Heidelberg für den Preis beworben. Mit ihrem gemeinsamen Projekt zur klinischen Erprobung einer auf Next-Generation Sequencing basierenden Diagnosemethode setzten sie sich gegen 26 Mitbewerber durch und sicherten sich den ersten Platz.

© MCN Medizinische Congressorganisation Nürnberg AG
Prof. Dr. Thorsten Brenner (Mitte) und Dr. Kai Sohn (rechts) nehmen den SIK-Innovationspreis von PD Dr. Thomas Iber (links) entgegen.
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V.l.n.r.: Dr. Tilmann Müller-Wolff, Friedrich K. Pühringer und Katrin Lichy (alle Kongresspräsidium bzw. SIK-Innovationspreis-Jury), Prof. Dr. Thorsten Brenner (Klinik für Anästhesiologie, Heidelberg), Dr. Kai Sohn (IGB), und PD Dr. Thomas Iber (SIK-Kongresspräsidium).

Bei einer Sepsis ist die Zeit ein entscheidender Faktor, da zahlreiche Erreger die potenziell tödliche Infektion auslösen können. Um die richtige Medikation zu finden, muss der Erreger möglichst schnell identifiziert werden. Bisher ist dies der Grund für die hohe Sterblichkeitsrate von Patienten – die gängige Blutkulturdiagnostik benötigt meist Tage und es besteht dabei das Risiko, dass die Ergebnisse aufgrund von Kontaminationen der Proben verfälscht sind.

Next-Generation Sequencing: Bioinformatik revolutioniert die Diagnostik

Am Fraunhofer IGB entwickelt die Forschungsgruppe Functional Genomics deswegen einen alternativen Diagnoseansatz, der auf DNA-basierte Analyse und Bioinformatik setzt. Mithilfe des Next-Generation Sequencing (NGS), der computergestützten Erbgutanalyse, können große Mengen von DNA in kurzer Zeit entschlüsselt werden. Diese Methode setzen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Instituts dazu ein, um im Blut zirkulierendes Erbgut von Viren, Pilzen und sogar Parasiten nachzuweisen, die für die Sepsis verantwortlich sind.

Klinische Studie bestätigt Effizienz der NGS-Diagnostik

Im Rahmen des Projekts »Next-Generation-Sequencing-basierte Erregerdiagnostik bei Sepsis« arbeitete das Fraunhofer IGB mit der Klinik für Anästhesiologie des Universitätsklinikums Heidelberg zusammen, um die Methode zu verbessern. Eine Validierungsstudie konnte dabei bestätigen, dass das Verfahren nicht nur schneller, sondern auch genauer ist. Hierfür wurden 240 Blutproben von 50 Patienten mithilfe der NGS-gestützten Diagnostik untersucht. Im zweiten Schritt, einer multizentrischen, nicht-interventionellen, klinisch prospektiven Studie mit dem Titel »Next-Generation Sequencing Diagnostics of Bacteremia in Sepsis«, sollen diese Ergebnisse mithilfe einer größeren Patientengruppe reevaluiert und bestätigt werden.

Ausgezeichnete Kooperation mit der Heidelberger Klinik für Anästhesiologie

Das Gemeinschaftsprojekt überzeugte auch die Jury des SIK-Innovationspreises. Die jährlich vergebene Auszeichnung würdigt herausragende Arbeiten aus den Disziplinen Intensivmedizin, Intensivpflege, Notfallmedizin und angrenzenden Bereichen. Die Jury, die sich aus Mitgliedern der SIK-Programmkommission und des wissenschaftlichen Beirats zusammensetzte, wählte aus insgesamt 26 Einreichungen die vier vielversprechendsten aus. Diese wiederum standen dann beim Stuttgarter Intensivkongress am 8. Februar in der Schwabenlandhalle in Fellbach zur Wahl durch die 1400 Gäste.

Letztendlich konnte sich das gemeinsame Projekt des IGB und der Klinik für Anästhesiologie hier durchsetzen und errang den ersten Platz. Dr. Kai Sohn, Leiter der IGB-Forschungsgruppe Functional Genomics, nahm den mit 500 Euro dotierten Preis zusammen mit Prof. Dr. med. Thorsten Brenner entgegen, dem Leitenden Oberarzt der Heidelberger Klinik.