Einzigartiges Testsystem für Netzhauterkrankungen

Retina-on-a-Chip punktet beim Science2Start-Wettbewerb

Fraunhofer IGB Presseinformation /

Mit »Retina-on-a-Chip« ist es Wissenschaftlern am Fraunhofer-Institut für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik IGB in Zusammenarbeit mit der Universität Tübingen erstmals gelungen, die komplexe menschliche Netzhaut in einem mikrophysiologischen System nachzubilden. Beim Science2Start-Ideenwettbewerb der BioRegio STERN schaffte es Fraunhofer-Forscher Dr. Christopher Probst mit dem Retina-on-a-Chip-Projekt auf den dritten Platz.

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Mit dem Retina-on-a-Chip können neue Wirkstoffe für Netzhauterkrankungen untersucht werden.

Beim jährlich ausgelobten Science2Start-Ideenwettbewerb der BioRegio STERN Management GmbH schaffte es Dr. Christopher Probst, Wissenschaftler in der Gruppe Organ-on-a-Chip des Fraunhofer-Instituts für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik IGB, mit dem Retina-on-a-Chip-Projekt auf den dritten Platz. Beim Sommerempfang am 12. Juli 2018 in der Tübinger Sternwarte wurde der Preis feierlich im Beisein des Tübinger Oberbürgermeisters Boris Palmer und weiterer Entscheidungsträger aus Wirtschaft, Forschung und der Finanzbranche verliehen.

Mit »Retina-on-a-Chip« ist es den Fraunhofer-Wissenschaftlern um Jun.-Prof. Dr. Peter Loskill, der die Attract-Gruppe Organ-on-a-Chip am Fraunhofer IGB leitet, in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Stefan Liebau vom Institut für Neuroanatomie und Entwicklungsbiologie der Universität Tübingen erstmals gelungen, die komplexe menschliche Netzhaut (Retina) in einem mikrophysiologischen System nachzubilden. »Das dreidimensionale Gewebemodell eignet sich daher bestens, pharmakologische Wirkstoffe zur Behandlung von bisher unheilbaren Netzhauterkrankungen wie altersbedingter Makuladegeneration und Retinitis Pigmentosa zu untersuchen«, erklärt Loskill.

Als Ausgangsmaterial für das Netzhautgewebe verwenden die Forscher induziert pluripotente Stammzellen, sogenannte iPS-Zellen. Aus diesen kann sich – genau wie aus embryonalen Stammzellen – jedes menschliche Gewebe entwickeln. So gelang es dem Team aus Stuttgarter und Tübinger Wissenschaftlern, die iPS-Zellen zu mehr als sieben unterschiedlichen Zelltypen der Netzhaut zu differenzieren und im Retina-on-a-Chip in einer physiologischen Struktur zusammenbringen.

»Der dreidimensionale Aufbau des Modells und die Durchströmung des Gewebes mit Nährstoffen bilden dabei die In-vivo-Gegebenheiten der menschlichen Retina sehr gut nach«, sagt Probst. »Die Aussagekraft von Tests neuer Wirkstoffkandidaten ist daher sehr viel höher als bei bisherigen Testmethoden«, so der Wissenschaftler. Das neue Organ-on-a-Chip-System kann damit helfen, Tierversuche in der präklinischen Wirkstoffforschung und -erprobung zu reduzieren.

Beim Science2Start-Ideenwettbewerb können Nachwuchswissenschaftler oder Gründer aus dem Life-Sciences-Bereich in der BioRegion STERN ihre Gründungsidee auf den Prüfstand stellen. Die drei besten eingereichten Konzepte erhalten einen Geldpreis.