Neues Laborgebäude für Fraunhofer-Projektgruppe BioCat in Straubing

Fraunhofer IGB Presseinformation /

Die zum Fraunhofer IGB gehörende Projektgruppe BioCat trägt mit neuen katalytischen Verfahren zu einer nachhaltigen Rohstoff- und Energieversorgung auf der Basis nachwachsender Rohstoffe bei. Am 11. Oktober 2012 feiert sie die Einweihung ihres neuen Laborgebäudes in der Straubinger Schulgasse.

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© Thomas Wiesmüller
Neues Laborgebäude der Fraunhofer-Projektgruppe BioCat in Straubing.

Am 11. Oktober 2012 feiert die Projektgruppe BioCat mit nahezu 200 geladenen Gästen aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik die Einweihung ihres neuen Laborgebäudes in der Straubinger Schulgasse 11a – in unmittelbarer Nachbarschaft zum Wissenschaftszentrum Straubing, das der Projektgruppe zwei Jahre lang Labore und Büroräume für ihre Forschungsarbeit zur Verfügung stellte.

»Ich freue mich, dass wir heute gemeinsam mit hochrangigen Gästen die Fertigstellung unseres Laborgebäudes auf dem Forschungscampus des Kompetenzzentrums für nachwachsende Rohstoffe in Straubing feiern können. Die nächste Generation von Katalysatoren und Verfahren muss jetzt, dringender denn je, entwickelt werden, damit Biomasse und Kohlenstoffdioxid als Rohstoffquellen für Chemikalien und Energieträger an Stelle fossilen Erdöls verwendet werden können. Wir möchten diese Entwicklung vor dem Hintergrund der grünen oder nachhaltigen Chemie beschleunigen und entscheidend mit prägen«, sagt Professor Volker Sieber, Leiter der Straubinger Fraunhofer-Projektgruppe BioCat, in seiner Begrüßung.

Professor Thomas Hirth, Institutsleiter des Stuttgarter Fraunhofer-Instituts für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik IGB, zu dem die Projektgruppe gehört, ergänzt in seinem Grußwort: »Der Klima-, Rohstoff- und Energiewandel stellen unsere Gesellschaft vor neue Herausforderungen. Eine Möglichkeit, diese Herausforderungen zu meistern, ist die Nutzung nachwachsender Rohstoffe. Hierbei ist die ressourcenschonende und effiziente Katalyse ein Schlüssel zum Erfolg. Dafür verfolgt sie den Ansatz, neue chemo- und biokatalytische Verfahren für die stoffliche Nutzung nachwachsender Rohstoffe zu entwickeln und vor allem chemische und biotechnologische Methoden geeignet zu kombinieren, um die stoffliche Vielfalt pflanzlicher Biomasse optimal und vollständig zu nutzen.«

Der Oberbürgermeister der Stadt Straubing Markus Pannermayr freut sich in seinem Grußwort: »Passend zum 225. Geburtstag Joseph von Fraunhofers erfolgt die Einweihung des Laborgebäudes der Fraunhofer-Projektgruppe BioCat in seiner Geburtsstadt Straubing. Am Standort Straubing ist die Projektgruppe ideal vernetzt mit dem Kompetenzzentrum für Nachwachsende Rohstoffe. Für die Wissenschaftsstadt Straubing in der Region der Nachwachsenden Rohstoffe bedeutet dies eine weitere wichtige Akzentsetzung auf dem Weg, den wir mit viel Engagement verfolgen. Unser Ziel ist die weitere kraftvolle Entwicklung der Fraunhofer-Projektgruppe – eine hervorragende Perspektive für den Wissenschaftsstandort Straubing, mit enormer Bedeutung für die Wirtschaft in der gesamten Region. Der Projektgruppe unter der Leitung von Prof. Dr. Volker Sieber wünsche ich ein angenehmes und erfolgreiches Arbeiten im neuen Gebäude.«

Ministerialrat Dr. Georg Ried überbrachte die Glückwünsche des erkrankten bayerischen Wirtschaftsministers Martin Zeil: »Wir steigern hier die Forschungs- und Innovationskompetenz der gesamten Region und wollen die Spitzenposition Bayerns als Forschungs- und Wirtschaftsstandort weiter ausbauen, gerade bei den Energie-technologien. Denn wir wissen: Wenn wir technologischen Fortschritt für die Praxis nutzbar machen, Produkte und Prozesse durch Innovationen ständig optimieren, dann haben wir das beste Rezept für den weiteren wirtschaftlichen Erfolg Niederbayerns und des ganzen Freistaats.«

Dr. Alexander Kurz, Vorstand Recht und Personal der Fraunhofer-Gesellschaft, sagt: »Auch ich freue mich, dass mit der Projektgruppe BioCat eine Fraunhofer-Einrichtung am Geburtsort unseres Namensgebers Joseph von Fraunhofer entstanden ist. Die Entwicklung ressourceneffizienter katalytischer Verfahren für die Nutzung nachwachsender Rohstoffe fügt sich optimal in die Fraunhofer-Nachhaltigkeitsstrategie ein.«

Nach den Ansprachen übergibt Hans-Peter Gartner vom Architekturbüro Gartner die Schlüssel an den neuen Hausherrn Professor Sieber. Im Anschluss segnen Pfarrerin Erna Meiser und Pfarrer Franz Alzinger das neue Laborgebäude, das den Gästen nun für eine Besichtigung offen steht.

Der Neubau bietet ausreichend Platz für die derzeit 15 Mitarbeiter. Die Projektgruppe BioCat hatte am 1. August 2009 ihre Arbeit am Fraunhofer IGB aufgenommen. Am 2. Februar 2010 überreichte Niederbayerns Regierungspräsident Heinz Grunwald den Zuwendungsbescheid über Fördergelder in Höhe von 5 Mio Euro aus dem Programm BayernFIT. Spatenstich für das neue Laborgebäude war am 22. Juli 2010, bei dem auch Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer zum Spaten griff.

Biomasse und Kohlenstoffdioxid als Rohstoffquelle

Im Fokus der Forschung der Projektgruppe steht die Entwicklung katalytischer Verfahren und neuer Produkte für eine nachhaltige Rohstoff- und Energieversorgung auf der Basis nachwachsender Rohstoffe. Schlüsseltechnologien der chemischen Katalyse sowie der weißen Biotechnologie kommen bei der stofflichen Nutzung von Biomasse und CO2 ebenso zum Einsatz wie die Kombination von Chemo- und Biokatalyse. Dabei werden auch neue Methoden zur Entwicklung von (Bio)-Katalysatoren etabliert und eingesetzt. Diese Katalysatoren wiederum sollen unter anderem zur Umwandlung von aus Pflanzen und biogenen Reststoffen gewonnenen Terpenen in Epoxide und Monomere für die Polymerindustrie eingesetzt werden. Ausgehend von Lignin werden beispielsweise Monomere für leitfähige Polymere hergestellt oder aus pflanzlichen Ölen und Fettsäuren funktionalisierte Carbonsäuren und biobasierte Tenside synthetisiert.

Beispiel ChiBio – Krabbenschalen als Rohstoff für Chemikalien

In dem von der EU geförderten Projekt ChiBio beispielsweise entwickelt die Projektgruppe BioCat mit internationalen Partnern neue Verfahren, um aus chitinhaltigen Fischereiabfällen Spezial- und Feinchemikalien herzustellen. Von besonderem Interesse ist hier der Hauptbestandteil der Schalen, das Chitin. Chitin ist ein auch in Insekten und Pilzen vorkommendes Biopolymer aus kettenartig aneinandergereihten, stickstoffhaltigen Zuckermolekülen und nach Cellulose das zweithäufigste Biopolymer auf der Erde. Mit kombinierten Methoden der grünen Chemie und weißen Biotechnologie wollen die Straubinger Forscher es in bifunktionale Monomere umwandeln, die als Ausgangsmaterial für neue Biokunststoffe dienen.

Standort Straubing

Mit dem Standort Straubing ist die Projektgruppe ideal mit dem Kompetenzzentrum für nachwachsende Rohstoffe vernetzt, unter dessen Schirm sich das Wissenschaftszentrum Straubing, das Technologie- und Förderzentrum (TFZ) und das Netzwerk C.A.R.M.E.N. (Centrales Agrar-Rohstoff-Marketing- und Entwicklungsnetzwerk e. V.) vereinen.

Speziell das Wissenschaftszentrum verfügt mit den Lehrstühlen Rohstoff- und Energietechnologie und Chemie Biogener Rohstoffe der TU München, den Fachgebieten Marketing und Management von Nachwachsenden Rohstoffen, Ökonomie von Nachwachsenden Rohstoffen und Anorganische und Organische Chemie über hervorragendes Fachpersonal für eine übergreifende Zusammenarbeit zum Thema nachwachsende Rohstoffe – von der Katalysator-, Prozess- und Produktentwicklung bis hin zur Wirtschaftlichkeitsanalyse und Ökobilanzierung.

Durch die Angliederung der Projektgruppe an das Fraunhofer-Institut für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik IGB in Stuttgart können auch institutsinterne Netzwerke zu den Bereichen Bioverfahrenstechnik und Molekulare Biotechnologie genutzt werden. Zudem besteht eine enge Kooperation mit dem Fraunhofer-Institut für Chemische Technologie ICT in Pfinztal.