MicroMilk – Nährreiche und haltbare Milch durch neuartige Mikrowellenpasteurisierung

In dem von der EU geförderten Projekt MicroMilk hat ein paneuropäisches Konsortium mit kleinen und mittleren Unternehmen aus Molkereiwesen, Mikrowellentechnologie und Automatisierungstechnik, zwei Forschungsinstituten und einer Universität eine vielversprechende Technologie zur Pasteurisierung von Milch mittels Mikrowellen entwickelt. Ziel des Projektes war es, dabei die ernährungsphysiologischen und sensorischen Eigenschaften von Milch und Milchprodukten durch eine schnellere und homogenere Erhitzung zu verbessern.  

MicroMilk.

Projektinformationen

Projekttitel

MicroMilk – Nutritional and shelf stable milk by novel microwave processing

 

Zuwendungsgeber

Europäische Union

 

Projektlaufzeit

November 2010 – Oktober 2012

 

Kooperationspartner

  • Fraunhofer-Institut für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik IGB, Stuttgart (Koordinator)
  • C.Van’t Riet Dairy Technology BV, Nieukoop, Niederlande
  • Danthech UK LTD, Lancashire, Großbritannien
  • Rorosmeieiriet, Roros, Norwegen
  • Malthe Winje Automasjon AS, Oppegård, Norwegen
  • Schwarzwaldmilch GmbH, Freiburg
  • Universität Hohenheim, Stuttgart

 

Untersuchungen und Ergebnisse

Milch im Rundkolben, auf einer Waage im Labor.
© Fraunhofer IGB
Im Labor wird die mit Mikrowellen pasteurisierte Milch untersucht.
Mikrowellen-Pasteurisierungsanlage.
© Fraunhofer IGB
Die in ein existierendes Pasteurisierungssystem der Universität Hohenheim integrierte Versuchsanlage.
MicroMilk-Steuerungssystem.
© Fraunhofer IGB
MicroMilk-Steuerungssystem.

Für die Haltbarmachung von Milchprodukten müssen darin enthaltene Mikroorganismen durch die Erhöhung der Produkttemperatur ganz oder teilweise abgetötet werden. Entsprechend der Temperatur-Zeit-Verläufe unterscheidet man verschiedene Verfahren wie Pasteurisierung, Thermisierung oder Sterilisierung (UHT). Die gängigste Technik der Wärmezufuhr ist das Erhitzen mittels Plattenwärmetauscher. Diese hat den Nachteil, dass sich aufgrund des Temperaturgradienten zwischen Tauscheroberfläche und Produkt Ablagerungen auf den Oberflächen der Wärmetauscher (Fouling) bilden können. Die Wärmetauscher müssen daher regelmäßig gereinigt werden, was in der Folge zu erheblichen Kosten durch Stillstandzeiten und den Verbrauch von Energie und Hilfsstoffen führt. Ziel der Milchindustrie ist es daher, die Reinigungszeiten der Anlagen zu minimieren, die Produktionszeiten zu maximieren und gleichzeitig Wasser und Energie einzusparen.

 

Verfahrensentwicklung und Versuchsanlage

Nach einer Analyse gängiger Erhitzungsverfahren wurden verschiedene Konzepte zur Mikrowellenerwärmung von Milch erarbeitet und durch Simulation überprüft und optimiert. Primäres Entwicklungskriterium war eine schnelle und gleichmäßige Erwärmung. Es wurde eine Versuchsanlage konzipiert, entwickelt und gebaut sowie erste Feldversuche in der Versuchsmolkerei der Universität Hohenheim durchgeführt, um Prinzipien des Verfahrens zu validieren und Daten zu Prozessparametern zu ermitteln.

 

Industrieller Prototyp

Auf Basis der Ergebnisse mit der Versuchsanlage wurde in Zusammenarbeit mit den Projektpartnern aus der Industrie und unter Nutzung der QFD-Methodik ein industrieller Prototyp zur Mikrowellenpasteurisierung entworfen. Neben fertigungs- und materialtechnischen Aspekten wurden als Entscheidungskriterien die HACCP- und GMP-Richtlinien für lebensmitteltechnische Apparate berücksichtigt, um eine sofortige Integration in Produktionen zu ermöglichen. Für das Produkt »Milch« war die zentrale Aufgabe, die mikrobiologische, ernährungsphysiologische und organoleptische Qualität zu erhalten und dennoch die Haltbarkeit der Milch zu verbessern. Das System ist modular aufgebaut, so dass es sowohl als Nachrüstung in bestehende Systeme integriert, als auch als eigenständige Anlage eingesetzt werden kann.

 

Qualitätsmerkmale und Vorteile

Durch Benchmark-Vergleiche mittels analytischer Referenzmethoden zwischen konventioneller indirekter Erhitzung und Mikrowellenerhitzung konnten wir relevante Qualitätsmerkmale untersuchen. Zu diesem Zweck wurde die Mikrowellenversuchsanlage in ein existierendes Pasteurisierungssystem der Versuchsmolkerei der Uni Hohenheim integriert, einschließlich der neu entwickelten Automation.

Mit der integrierten Versuchsanlage wurden die Auswirkungen des Gradienten der Temperaturerhöhung (dT/dt) auf die Erwärmung der Milchbestandteile untersucht. Mit der Mikrowellenerwärmung wurde ein dreifach schnellerer Temperaturanstieg im Vergleich zur konventionellen indirekten Erhitzung über Wärmetauscher erreicht (unter vergleichbaren Durchfluss- und Haltezeitbedingungen). Die physikalisch-chemischen (z. B. Furosine und HMF-Bildung), mikrobiologischen, ernährungsphysiologischen (z. B. Vitamin B1) und organoleptischen Eigenschaften (Farbe und Geschmack) der Milch zeigten bei beiden Verfahren keine signifikanten Unterschiede. Die mittels Mikrowellenpasteurisierung erreichte Produktqualität ist demnach der durch herkömmliche Pasteurisierung vergleichbar.

 

Ausblick

Die bisherige Entwicklung fokussierte sich auf die Pasteurisierung von Milch, das auf dem mitteleuropäischen Markt am häufigsten zur Haltbarmachung von Milch angewandte Verfahren. Die Vorteile der Mikrowellenerhitzung in Bezug auf die Milchqualität und die verminderte Bildung von Ablagerungen kommen jedoch bei der UHT-Erwärmung noch wesentlich stärker zum Tragen. Eine Erweiterung des Verfahrens auf UHT und andere thermische Anwendungen, insbesondere für hochviskose Milchprodukte mit niedrigem pH-Wert, ist angestrebt. Darüber hinaus kann das MicroMilk-System auf viele weitere Lebensmittel und Getränke übertragen werden.

Verwendete Abkürzungen

  • UHT, Ultra High Temperature (Ultrahocherhitzung)
  • HACCP, Hazard Analysis and Critical Control Points (Gefahrenanalyse und kritische Kontrollpunkte)
  • HMF, Hydroxymethylfurfural
  • GMP, Good Manufacturing Practice (Gute Herstellungspraxis)
  • QFD, Quality Function Deployment (Qualitätsfunktionendarstellung)

Förderung

Wir danken der Europäischen Union für die Förderung des Projekts im Rahmen des Siebten Rahmenprogramms (RP7/2007-2013), Finanzhilfevereinbarung Nr. 262603.

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