Preis für den wissenschaftlichen Nachwuchs

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Gleich zwei der im Rahmen der Jubiläumsveranstaltung am 27. Oktober in München verliehenen Auszeichnungen gehen ans Fraunhofer IGB: Thorsten Meyer erhält den ersten Preis für seine Arbeiten am Interferon-beta; Angelika Spieth teilt sich den zweiten Preis mit einer dritten Preisträgerin für ihre Arbeiten zum biologischen Abbau von Formaldehyd.

Hugo-Geiger-Preis
Verleihung des Hugo-Geiger-Preises für den wissenschaftlichen Nachwuchs am 27. Oktober 1999 in München. Von links nach rechts: Angelika Spieth (Fraunhofer IGB), Kerstin Püllmann (Fraunhofer ITA), Bayerns Innenminister Dr. Günther Beckstein, Thorsten Ulf Meyer (Fraunhofer IGB), Fraunhofer-Präsident Hans-Jürgen Warnecke.

Das Bayerische Staatsministerium für Wirtschaft, Verkehr und Technologie hat der Fraunhofer-Gesellschaft zu ihrem 50. Geburtstag den »Hugo-Geiger-Preis für wissenschaftlichen Nachwuchs« gestiftet. Der Name des Preises geht zurück auf den Staatssekretär Hugo Geiger, der am 26. März 1949 Schirmherr der Gründungsversammlung der Fraunhofer-Gesellschaft war. Mit dem Hugo-Geiger-Preis werden hervorragende, anwendungsorientierte Diplomarbeiten oder vergleichbare Leistungen ausgezeichnet, die in unmittelbarer Beziehung zu einem Fraunhofer-Institut stehen oder an einem Fraunhofer-Institut entstanden sind. Gleichzeitig soll damit das noch junge Gebiet »Life Science«  (Medizin, Gesundheit, Ernährung, Lebensmitteltechnologie) gefördert werden. Der Vorstand der Fraunhofer-Gesellschaft und das Staatsministerium sehen in diesem Preis einen Beitrag, den wissenschaftlichen Nachwuchs zu unterstützen. Die Preise wurden am 27. Oktober 1999 während der Jubiläumsfeier der Fraunhofer-Gesellschaft in München verliehen.

Den ersten Preis erhält Thorsten Ulf Meyer für seine Diplomarbeit über verbesserte Interferon-Beta-Varianten. Die Untersuchung wurde an der Universität Hannover und der in Hannover ansässigen Abteilung für Gentechnologie des Fraunhofer-Instituts für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik IGB in Stuttgart erarbeitet. Humanes Beta-Interferon ist eine wichtige Grundlage, um Multiple Sklerose zu behandeln. Doch gibt es bei der gentechnischen Herstellung von Interferon noch Probleme mit der biologischen Aktivität und der Löslichkeit. Dem Preisträger ist es gelungen, gentechnisch vier Varianten herzustellen, die besser löslich und aktiver sind als bestehendes Interferon-Beta. Der ausschlaggebende Grund für den 1. Preis war, daß die Ergebnisse dieser Diplomarbeit einem Projekt der Fraunhofer-Arbeitsgruppe zum Durchbruch verholfen haben. Mittlerweile liegt ein positiver internationaler Prüfbescheid für eine der Interferon-Beta-Varianten vor und mehrere Pharmafirmen haben Interesse am Kauf der Patente angemeldet.

Aufgrund der Gleichwertigkeit der Arbeiten entschied sich das Preiskomitee zwei 2. Preise zu vergeben. Einer davon geht an Kerstin Püllmann für ihre medizinische Dissertation über den Einfluß eines speziellen Proteins auf weiße Blutkörperchen. Die Preisträgerin verfaßte diese Arbeit an der Medizinischen Hochschule Hannover und dem Fraunhofer-Institut für Toxikologie und Aerosolforschung ITA in Hannover. Es geht dabei um eine Therapie von Infektionskrankheiten, bei der die weißen Blutkörperchen, genauer die Granulozyten, eine wichtige Rolle spielen. Mit einem speziellen Protein konnte die Preisträgerin zum einen die weißen Blutkörperchen in Zahl und Funktion stärken und zum andern den programmierten Zelltod (Apoptose) im Knochenmark blockieren. Die Ergebnisse führten zu einer qualitativen Verbesserung von Blutprodukten und wurden patentiert. Außerdem fand Frau Püllmann ein Verfahren, mit dem Granulozyten vor dem Zelltod geschützt werden können. Beide Patente möchte das Deutsche Rote Kreuz erwerben.

Ebenfalls mit dem zweiten Preis wird Angelika Spieth für ihre Untersuchungen zur biologischen Reinigung formaldehydbelasteter Abluft ausgezeichnet. Ihre Diplomarbeit entstand an der Universität Stuttgart und dem Fraunhofer-Institut für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik IGB. Die Preisträgerin untersuchte, inwieweit sich formaldehydbelastete Luft mit Hilfe von Mikroorganismen reinigen läßt. Dazu arbeitete sie mit einem speziellen Bakterienstamm (Pseudomonas putida J3) und entwickelte eine Methode zur Massenkultivierung dieser Mikroorganismen. Desweiteren baute sie einen Rieselbettreaktor im Technikumsmaßstab auf, um dort die Tauglichkeit des Verfahrens nachzuweisen. Das Ergebnis: Ein Verfahren, das erstmals den biotechnischen Formaldehydabbau unter wirtschaftlich vertretbaren Bedingungen ermöglicht. Besonders beindruckte die Jury die Vielseitigkeit dieser Arbeit, die gleichermaßen biologische, technische und analytische Fragestellungen umfaßt.

Bewertet wurden die Arbeiten von einer fünfköpfigen Jury, die sich aus je einem Vertreter aus dem Ministerium, den Foren »Life Science« und »MedizinTechnik und Pharma in Bayern« sowie zwei Vertretern der Fraunhofer-Gesellschaft zusammensetzt. Wichtige Kriterien bei der Beurteilung waren: wissenschaftliche Qualität, Wirtschaftsrelevanz, Neuartigkeit und Interdisziplinarität der Ansätze. Das Preisgeld von 10 000 DM wird unter den drei Plätzen aufgeteilt.